Kurzbeschrieb
Wozu ein neues Wolfsprojekt? Der Grund ist simpel. Wenn man die Arbeit von Umweltschutzorganisationen, Ämtern und Vereinen anschaut, dann bleibt der Wolf insgesamt doch recht anonym. Der Wolf hat zwar eine politische Stimme, doch die Diskussionen um den Wolf fokussieren sich vor allem rund um das Schaf, die Alpwirtschaft und einer möglichen Regulation von einer Wolfspopulation, die sich immer noch im Aufbau befindet. Wölfe sind jedoch so viel mehr als nur Zahlen und Statistiken. Und genau dort will ich mit meinem Projekt LUFS ansetzen.
Mit LUFS beabsichtige ich den Wölfen eine unabhängige Stimme, ein Gesicht zu geben, um dadurch mehr Akzeptanz zu erlangen. Unabhängigkeit ist in unseren Tagen wichtiger denn je. Fakt ist, eine Mehrheit der Schweizer Kantonsregierungen mit Wolfsvorkommen wollen, vor allem aus politischen Gründen, Wölfe regelmässig schiessen lassen und üben zusammen mit ihren Verbündeten seit zwei Jahrzehnten vehement Druck beim Bund aus. Bei weitem nicht alle von den kantonalen Ämtern für Jagd und Fischerei gesammelten Wolfsdaten werden aufgearbeitet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Diese Monopolstellung beim Sammeln und Veröffentlichen von (gefilterten) Informationen und den daraus resultierenden Wolfsmanagemententscheidungen bei den Kantonen und Bund ist problematisch, weil politisch nicht unabhängig. Genau aus diesem Grund habe ich mich entschieden LUFS ins Leben zu rufen. LUFS ist ein Projekt, das Wissenschaft, Feldarbeit und Kunst verbindet, um den Wölfen im Herzen der Schweizer Alpen ein reales Gesicht und eine unabhängige Stimme zu geben. Eine Stimme, die sonst so nicht vorhanden wäre.
Spezifisch heisst dies, dass ich die Überlebensstrategien und Familienstrukturen der verschiedenen Wolfsfamilien zwischen dem Vorder-, Hinterrhein und dem Calanda genauer untersuche. Ich verbinde meine Einsichten und Erfahrungen im Feld mit den öffentlich zugänglichen Informationen und analysiere sie im Detail. Diese gewonnenen Daten vereine ich mit meinen langjährigen Erfahrungen mit wildlebenden Wölfen im In- und Ausland und publiziere daraufhin spannende, unterhaltsame, bewegende, einfühlsame, aber auch lehrreiche Geschichten. Die Publikationen werden in verschiedensten Formen daherkommen. Ob nun als Magazin- oder Zeitungsartikel, als Webseite, als Wolfsfamilienpatenschafts-Programm, oder in Form eines weiteren Wolfbuches.
WARUM DER NAME LUFS?
LUFS ist Rätoromanisch und bedeutet «Wölfe». Ich habe das Wort LUFS für das Projekt und für das Patenschafts-Programm aus vier Gründen gewählt.
Erstens ist LUFS ein kurzes, einprägsames Wort.
Zweitens spielen Wölfe seit Jahren eine Hauptrolle in meiner Arbeit und sie stellen die Quintessenz dar, wofür ich mich einsetzen will. Nämlich für den Erhalt, Schutz und für einen respektvolleren Umgang mit der Umwelt und den wilden Tieren.
Drittens ist «lufs» ein rätoromanisches Wort. Damit will ich meine Herkunft und (gefährdete) Muttersprache ehren.
Viertens findet man das Wort «lufs» oder «luf» (Einzahl) erstaunlicherweise auch im Mittelenglischen, sprich in der englischen Sprache, die zwischen dem 12. und der Mitte des 15. Jahrhunderts gesprochen und geschrieben wurde. Damals bezeichnete man eine «geliebte Person», oder einen «Freund» als «luf». Für eine lange Zeit war der Wolf für uns Menschen eine Art «Freund». Unsere (prähistorischen) Vorfahren zum Beispiel pflegten Jahrtausende lang eine tiefe und innige Beziehung mit dem Wolf. Wir alle kennen das Endergebnis von dieser engen Beziehung: Canis lupus familiaris – der Hund. Hunde bleiben trotz ihrer körperlichen Unterschiede aus genetischer Sicht zu 99,98 Prozent Wolf. Folglich haben wir dem Wolf vieles zu verdanken, denn er hat uns geholfen, unseren Platz in dieser Welt zu finden und zu verteidigen. Diese Bindung, die aus einer alten Allianz und Freundschaft zwischen Menschen und Wölfen (und Natur) entstanden ist, sollten wir nie vergessen.
Aus all diesen Gründen wählte ich «LUFS», sprich «Freunde», als übergeordneten Titel für mein Projekt und Patenschaftsprogramm.
BISHERIGE ARBEITEN ZUM THEMA WOLF.
Ab 2005 dokumentierte ich zusammen mit dem bekannten deutschen Wolfsfeldforscher und Kynologen Günther Bloch für mehrere Jahre die Bowtal Wolfsfamilie des Banff Nationalparks in den Kanadischen Rocky Mountains. Daraus resultierte das Buch «Auge in Auge mit dem Wolf» und später mein englisches Buch «The Will of the Land». Seither zog es mich vermehrt im Yellowstone Nationalpark in den USA, um Wölfe vor der Kamera zu kriegen und zu beobachten. Mit diesem Nordamerikanischen Wissen im Gepäck kehrte ich regelmässig in die Schweiz zurück, um die Rückkehr von Canis lupus in der Schweiz zu dokumentieren. Ende August 2006 stand ich erstmals dem Surselva Wolf gegenüber und es gelangen mir die ersten guten Aufnahmen, die je von einem Wolf auf Schweizer Boden gemacht wurden. 2008 lancierte ich das Buch «Der Wolf». Zwei Jahre später das Buch «Vergessene Wildnis», worin der Surselva Wolf den roten Faden bildet.
Zwei TV-Dokumentarfilme portraitierten meine Arbeit an Wölfen. Für Animal Planet/ Wolves – Ghosts of the Forest, stand ich 2012 vor der Kamera. Zwei Jahre später für das Schweizer Fernsehen / TopShots – Die Rückkehr der Wölfe.
Ab 2013 stand die Dokumentation der Entwicklung der ersten Wolfsfamilie der modernen Schweiz am Calanda im Fokus meiner Arbeit. Daraus resultierte meine eigene Wolfdokumentarserie «Einmal um die Sonne mit den Calanda Wölfen». Zwei Jahre später erschien mein bisheriges Hauptwerk zum Thema Wölfe, «Wolfsodyssee – Eine Reise in das verborgene Reich der Wölfe». Dieses Buch mutierte sich zu einem Bestseller unter den Schweizer Tierbüchern.
Mehr Infos zu meinen Büchern finden Sie hier.